Telefon und Internet Geschichte bis 5G in Spain Festnetz Internet in Spanien

Telefonie in Spanien – früher war alles besser?

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Telefonie Entwicklung in Spanien

Teil 2 der Artikelserie Telefonie und Internet in Spanien, Historisches.

Telefonie in Spanien – Entwicklung bis zu G5: Von den Anfängen über die Liberalisierung des EU Telefonmarkts 1998, bis heute. Noch immer heißt der Platzhirsch  Telefonica bzw. Movistar. Historisches zur Telefonie Entwicklung bis G5 und Glasfaser für eine optimale Entscheidung fürs eigene Telefon und Internet in Spanien.

Die Telefonie Entwicklung in Spanien verlief im letzten Jahrhundert ähnlich, wie im Rest Europas. Zumindest bis zum Beginn der Franco Ära. Der dynamische und enthusiastische Start der Telefonie stagnierte spätestens ab den 50er Jahren. Der Netzausbau war teuer und auch politisch nicht gewollt. Dies und die damalige Technik begrenzte die Zahl der Anschlüsse. Und so blieb das Telefon zumeist den Eliten und nach und nach auch dem gut gestellten Bürgertum vorbehalten. Die Versorgung auf dem Land war schlichtweg, katastrophal schlecht. Während einzelne Zuleitungen zu abgelegenen Herrenhäusern der Plantagenbesitzern gebaut wurden, waren ganze Dörfer abgekoppelt. Ich kann mich erinnern, dass mein Vater noch 1970 ein paar Jahre lang auf seinen Telefonanschluss warten musste.

Und der war teuer und auch das Telefonieren selbst. Auslandsgespräche hielt man kurz, fast, wie im Telegrammstil. Noch in den 80igern dauerte ein Neuanschluss bis zu 2 Jahren. So schickten wir uns sogar besprochene Kassetten per Post, wenn wir uns länger etwas erzählen wollten. Mancher angehende Residente konnte den Telefonanschluss nur mit etwas Bargeld im Umschlag, bei einer persönlichen Vorsprache bei den Genehmigungsbehörden in den Provinzhauptstädten, beschleunigen. Und auch nur dann, wenn die Leitungen bereits existierten. Denn die Telefonica hatte das alleinige Monopol. Und sie verhielt sich so, wie dies alle Monopolisten üblicherweise tun. Ohne Konkurrenz hatte das Unternehmen Narrenfreiheit. So war es mehr ein Versorgungsapparat für die Mitarbeiter und vor allem, die Manager, als ein innovatives und dynamisches Telefonunternehmen. Easy Earning ohne großen Aufwand. zu treiben, auch mir Korruption. Die technische Erneuerung verharrte auf niedrigstem Niveau.

Die Liberalisierung des EU Telefonmarkts 1998

Die Öffnung des Marktes war zwar lange vorher absehbar, aber noch war der Riese Telefonica nicht erwacht. Denn auch die plötzliche Konkurrenzsituation hatte in Spanien zunächst nur geringe Auswirkungen auf dortigen Markt. Ähnlich, wie die Telekom war die spanische Telefonica aus einem Staatsunternehmen hervorgegangen und hatte das ganze Leitungsnetz geerbt. Daher rührt auch heute noch ihre fast monopolistische Stärke zumindest im Festnetzbereich.

Die Wechselwilligkeit der Spanier zu einem anderen Festnetz Telefon-Anbieter scheint noch schwächer ausgeprägt zu sein, als dies zu Beginn der Liberalisierung in Deutschland der Fall war. Nur Vodaphone schien sich den Blockaden bei der Netzanlietung zu stellen und baute sogar eigene Netze. Auch der größte Kabelnetzbetreiber Spaniens wurde von Vodaphone geschluckt. Erst langsam kamen mit der Mobilfunk Generation, jüngere und freiere Nutzer auf das Spielfeld. Das waren und sind Kunden, die zum Telefonieren gar keinen Festnetzanschluss mehr brauchten oder wollten.

Die Telefonica schlief und blockierte

So sah die Telefonica zwar im Festnetzbereich zunächst immer noch keine Gründe innovativ voran zu gehen. DSL Internet Zugänge gab es zunächst nur in den großen Städten. Und die waren vergleichsweise langsam. Während in den deutschen Ballungszentren immerhin der 8 oder 16 MBit/s Anschluss, Standard war, waren es in den spanischen Städten eher Verbindungen mit nur 1 bis 3 MBit/s.

Die Blockaden und Verzögerungen des Telefonnetzbesitzers gegenüber den Mitbewerbern, die das Netz nun mieten konnten, waren immer wieder Anlass für Proteste der Konkurrenzunternehmen. Ähnlich, wie die deutsche Telekom, so gut sie konnte gemauert hatte, tat dies auch die Telefonica. Und gemeinsam schlitterten die beiden Anfang 2000 in eine Krise. Das Mobiltelefon begann sich vermehrt durchzusetzen. Es war noch nicht als Smartphone verfügbar, aber schon weit verbreitet und ein wichtiges Statussymbol ohnehin.

Die Pre-Smartphone Ära – it's Blackberry Time

Nokia hatte ab 1992 den Mobiltelefonmarkt aufgerollt und war Marktführer. Weder Sony, noch Motorola konnten da mithalten. Eher schon Ericsson, auch ein nordischer Europäer. Die SMS Technik war dabei ein großer Schub. Ganze Länder schienen im SMS Fieber zu sein.  Richtig hip wurde es, als das kanadisches Unternehmen RIM  das Blackberry, mit Tastatur und Organizer herausbrachte. 1999 konnte man mit dem Blackberry 850, von unterwegs E-Mails abrufen und schreiben.

Der Blackberry 5810 kam 2002 auf den Markt. Man kann es schon als Steinzeit Smartphone bezeichnen. Es besaß eine E-Mail Push und eine Telefonfunktion. Letztlich kam 2004 mit dem Blackberry 7270 der erste echte Vorläufer des Smartphones heraus. Es besaß ein Farbdisplay und konnte WLAN. Kein Banker und Broker in New York war ohne. Es war hip, wie kein anderes Mobile Phone. Die Mobilfunktechnik nutzte inzwischen das erste digitale Netz G2. Mit 9,6 KBit/s war es zwar noch weit langsamer als ein damals aktuelles 56 K Modem für analoge Anschlüsse oder gar Internet über ISDN. Aber für Text E-Mails – weit besser als SMS, reichte es.

Telefonica – Rückbesinnung und Neubeginn

Die damaligen Mobilfunktechnik hatte im Vergleich zum Kupferkabel Festnetz noch zwei wesentliche Nachteile. Die  Flächenabdeckung war auf Ballungszentren und die Küstenregion konzentriert. Und die Geschwindigkeit war gering, dabei die Kosten für Internetverbindungen hoch. Movistar war zwar schon 1995 als GSM Vertreiber gegründet worden. Noch aber ohne internationale Ambitionen. Als nun nach dem langsamen G2 auch die technischen Spezifikationen bis G3 formuliert waren, war es allen klar, wohin die Reise ging.

2005 stellte sich Movistar dann international auf, z.B. unter dem Label O2, auch in Deutschland. Alle Player rangen um Marktanteile im boomenden Mobilfunkmarkt Europas. Movistar war nun, gerade rechtzeitig zur Revolution der mobilen Telefonie, mit Apples erstem IPhone 2007, gut aufgestellt. Das Festnetz aber hatten sie vernachlässigt. DSL war immer noch langsam und der ehemals hohe Marktanteil fiel bis heute auf ca. 20%.

Ein Fehler, wie es die Telefonica erst 10 Jahre später bemerken sollte. Denn mobiles Internet blieb teuer. Die Geschwindigkeiten waren zwar gestiegen, aber die Abrechnungen erfolgten nach Datenvolumen. Die Kapazitäten blieben limitiert. Erst 2017, Movistar hatte inzwischen auch das Festnetzgeschäft von Telefonica übernommen, startete die Telefonica endlich eine Intitiative den Glasfaser Netzausbau zu beschleunigen. Sie fungierte nun als Konzernmutter und gleichzeitig, als Besitzerin des Festnetzes und eines eigenen Mobilfunk Sendenetzes. Zumindest indirekt, denn den Funkmasten wurden von der Telefonica Tochter Telxius gebaut. Einer der profitabelsten Unternehmensbereiche. 2017 hate die Telefonica wegen ihrer damals desolaten finanziellen Lage, 40% von Telxius an den Investor KKR verkauft.

Festnetz oder Mobilfunk Telefonie?

Es ist schwer beantwortbar, welcher der beiden Technikansätze das Rennen machen wird. Die Entwicklung der Geschwindigkeiten ist in beiden Bereichen so rasant, dass Prognosen kaum zu treffen sind. Fiberglas Festnetzleitungen bis 600 MBits/s bietet Movistar schon an. Ich habe das Glück, dass meine Urbanisation angeschlossen wurde. Und ich muss sagen, es ist überwältigend. Faktor 40 schneller, als es vorher war mit DSL.

Beim Mobilfunk ist der Geschwindigkeitszuwachs noch weit größer. Faktor 1000, unvorstellbar. Jedenfalls sind HighRes Videos und Spiele mit 5G kein Problem mehr. Zumindest, wenn man eine Flatrate hat. Der derzeitige Volumenpreis bei Datenbertragungen ist das Nadelöhr. Dennn mit 5G sind 5GB Volumen ganz schnell weg. Die kleine Tabelle der Mobilfunkstandards zeigt die spannende Entwicklung.

2.5G GPRS 54 KBit/s
2.75G EDGE 220 KBit/s
3G UMTS 384 KBit/s
3.5G HSPA 7,2 MBit/s
HSPA+ 42 MBit/s
3.9G LTE (bis CAT 4) 150 MBit/s
4G LTE Advanced (LTE-A ab CAT 6) 300 MBit/s
4.5G LTE Advanced Pro (LTE-AP ab CAT 11) 600 MBit/s

5G Umsetzung

Aktuell wird der G5 Standard weltweit umgesetzt. Schon 2017 brachte der Chiphersteller Qualcom ein erstes Modem mit 5 Gbit/s heraus. Südkorea startete den flächendeckenden 5G-Netz in Betrieb bereits am 03.04.2019. In Deutschland ist Vodafone der erste 5G Anbieter, seit Juli 2019. Allerdings mit leichten Problemen. Man kommt noch nicht ins Netz der Deutschen Telekom.

Auch in Spanien hat sich Vodafone viel vorgenommen mit. 15 größere Städte, wie Madrid, Barcelona, Sevilla oder Bilbao machen seit Juni 2019 den Anfang beim 5G Netzausbau. Noch hat Apple ja kein 5G Gerät und auch bei Android Smartphones sieht es mau aus. Nur 3 Geräte können derzeit mit Vodafones 5G Netz arbeiten. XIAOMI, das Samsung S10 5G und das LG V50. Dass Vodafone in Spanien auf Huawei Technik setzt wird Trump nicht freuen. Argwöhnen die USA doch, dass chinesische Unternehmen für Ihren Staat spionieren. Den schnellen 5G Ausbau im Land treibt es aber voran. Huawei ist technisch der weltweit anerkannte Marktführer bei moderner Mobilfunktechnik.

5G – wer kann es wirklich nutzen?

Für den normalen Hausgebrauch inklusive Gaming, wäre 4G sprich LTE schon mehr als ausreichend. 150 MBit/s, bei der kleinsten LTE Ausbaustufe 3,9G sind ja schon knapp 10 mal so schnell, wie ein 16 MBit/s DSL Anschluss. Allerdings ist der LTE Ausbau auch in Spanien nicht flächendeckend gegeben. So wird auf UMTS mit nur 384 KBit/s und wenn man Glück hat HSPA mit ca. 7,2 MBit/s ausgewichen. Man glaubt es kaum. War doch UMTS einmal der Hit. Noch nicht so lange her – und völlig veraltet.

Bei 4,5 G LTE mit max. 600 MBit/s wäre es fast 40 mal so schnell, wie das schnellste asynchrone DSL. So ist es einfach ganz nett für uns Privatanwender, wenn der 5G Standard breit verfügbar sein wird. Aber so lange das 4G-Netz – bekannter wohl unter dem Namen LTE, nicht vernachlässigt wird, ist alles gut, Es ist eher die Industrie, die mit Echtzeitanwendungen, wie das autonome Fahren, einen Schub erhalten wird. Vor 2021/2022 wird Deutschland kein 5G Land sein. Spanien schon eher, denn hier tut sich was an der Küste und in den Städten.

Für deutsche Touristen aber ist 5G in Spanien eher uninteressant. Spanische PrePaid Angebote gibt es derzeit nicht, so weit ich es korrekt recherchieren konnte. Und in Deutschland ist 5G noch nicht wirklich verfügbar. So scheidet auch das EU HighSpeed Roaming mit einem eigenen, deutschen 5G Handyvertrag erst einmal aus. Das ist nicht wirklich schlimm. Ich befürchte eher, dass der Ausbau der älteren Standards zur Verbesserung der Abdeckung eingestellt wird. Und da gibt es in Spanien mindestens genau so viele Funklöcher, wie in Deutschland. Wer einmal mit dem Zug von der Küste nach Madrid gefahren ist, weiß, wovon ich rede.

Was tun, bis 5G in Spanien breit verfügbar ist?

Festnetz Telefonanschluss per Fiberglass

Residenten und Inländer sollten für schnelles Internet, sofern gewünscht oder notwendig die Verfügbarkeit einer Fiberglasverbindung als Festnetzanschluss zu Ihrem Haus / Wohnung prüfen. Das ist das derzeit schnellste und sicherste Internet. Auch heute ist der Platzhirsch für das Festnetz immer noch die Telefonica bzw. Movistar. Movistar ist die Marke unter der die Telefonica in Spanien auftritt, in anderen Ländern Europas vermarktet die Telefonica Ihre Leistungen vornehmlich im Mobilfunkbereich unter dem Label O2.

Mobiltelefon – Handy

Das ist obligatorisch, egal, ob Du einen Festnetanschluss hast oder nicht. Es geht eher darum was, von wem und mit welchem Vertrag. Auch beim Mobilfunk ist Movistar – die ehemalige Telefonica, aus der Historie heraus sehr gut aufgestellt. In den letzten Jahren nagen aber neben Orange und Vodafone mit eigenen Netzen, vermehrt auch andere Telefonanbieter an den Marktanteilen. Es sind Anbieter ohne eigenes Netz, z.B. Yoigo, Simyo, Happy Movil, Hitsmobil, MoviData, Masmovil und Carrefour Movil. Diese Anbieter bieten meist günstigere Tarife als die Netzbesitzer an. Es gibt bei bei allen Telefonanbietern ein Wirrwarr an Tarifmodellen, das undurchschaubar ist. Man muss, wie ich es in einem anderen Blóg zu diesem Thema gelesen habe, vermuten, dass dies Absicht ist, um Kunden einen echten Vergleich der Telefon-Tarifmodelle unmöglich zu machen.

Fazit

Rasante Entwicklung bei der spanischen Telefonie. Zumindest in den letzten Jahren. Der Dornröschenschlaf der Anbieter ist vorbei. Das ist gut für uns, denn Konkurrenz belebt das Geschäft. Viel zu lange waren die Telefonica und Ihre Tochter Movistar befreit davon. Bei all diesen Entwicklungen ist es gar nicht so ganz einfach die beste Entscheidung für die Telefon und Anschlusswahl zu treffen. Diese Artikel helfen dabei.

Grundlagen Infos zum Internetanschluss in Spanien – hier.

Weitere Artikel – coming soon:

  • heimisches Telefon in Spanien nutzen
  • spanische Prepaid Handy
  • spanischer Mobilfunkvertrag
  • und / oder spanisches Festnetz

 

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